Die Zerstörung der Weimarer Demokratie und die Herrschaft der Nationalsozialisten im Spiegel der Freiburger Zeitung

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material  Material
G/M E
Baustein 1: Präsidialkabinette
1 Der Einstieg in den Baustein 'Präsidialkabinette' kann über eine Aktivierung des Vorwissens über die Grundzüge der Weimarer Reichsverfassung (WRV) erfolgen, etwa über die Frage, welches Organ am mächtigsten war - Reichstag, Reichspräsident oder Reichskanzler? Eine Alternative stellt John Heartfields bekannte Fotomontage von 1932 dar, auf der das Reichstagsgebäude in einem Sarg zu sehen ist, dessen Deckel mit der Aufschrift "Artikel 48" gerade geschlossen wird (s. 'Links').
In Einzel- oder Partnerarbeit rekonstruieren die SuS dann anhand von AB1 den Mechanismus, mit dessen Hilfe Präsident und Kanzler das Parlament und damit den demokratischen Geist der WRV aushebeln konnten.

AB 1a

 AB 1b

2 Ergebnissicherung AB 2 AB 2
3 In einem zweiten Schritt kann die Frage erörtert werden, weshalb die SPD als nach wie vor stärkste Oppositionspartei fortan keine Versuche mehr unternahm, die Rücknahme von Notverordnungen zu erzwingen. Wesentlich ist hier nur die Entwicklung der großen Parteien, insbesondere der SPD und der NSDAP. AB 3a AB 3b
4 Abschließend können die eingangs diskutierten Fragen wieder aufgegriffen und anhand der in der Erarbeitung gewonnenen Einsichten eventuell neu beantwortet werden.     

 

Baustein 2: Die Hakenkreuzfahne am Freiburger Rathaus
1 Der Einstieg in den Baustein 'Machtergreifung in Freiburg' kann über ein Foto aus den Beständen des Freiburger Stadtarchivs vom 6. März 1933 erfolgen, das am Neuen Rathaus am Franziskanerplatz die Hakenkreuzfahne zwischen den Fahnen der Stadt und des Landes zeigt.
Im LSG kann der Unterschied zwischen den Fahnen staatlicher Organe einerseits und der einer bestimmten Partei andererseits herausgearbeitet werden, bevor die Frage erörtert wird, ob das Hissen einer Parteifahne an einem öffentlichen Gebäude grundsätzlich berechtigt ist. In welchen Fällen könnte das der Fall sein, und wer sollte gegebenenfalls die Entscheidung über das Hissen einer nicht staatlichen Fahne treffen? 
 B 8 B 8
2 Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Aufgaben in Einzel- oder Partnerarbeit.

AB 4a

AB 4b

3 Im Anschluss an die Bearbeitung der Aufgaben kann mit Bezug auf das Fach Gemeinschaftskunde erörtert werden, welche Vorkehrungen es in der Bundesrepublik gibt, um eine Übernahme der Macht durch Verfassungsfeinde zu verhindern.     

 

Baustein 3: Das Ende der Pressefreiheit
1 Der Einstieg in den Baustein 'Pressefreiheit' kann über die Frage erfolgen, ob die Bundesregierung in den Medien kritisiert werden darf, gegebenenfalls anhand eines aktuellen Beispiels. Daran kann sich eine kurze Erörterung über die Bedeutung der Pressefreiheit in einer Demokratie anschließen, bevor der Blick zurück geht in die Zeit der NS-Diktatur. Alternativ könnte die Verwarnung gemeinsam gelesen und besprochen werden.  B 11 B 11
 2 In Einzel- oder Partnerarbeit bearbeiten die SuS dann das Arbeitsblatt. 

AB 5a

AB 5b

 3

Im LSG ist anschließend herauszuarbeiten, wie die Pressefreiheit durch die 'Gummiparagrafen' der Notverordnung vom 4. Februar 1933 bereits unmittelbar nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler eingeschränkt wurde.
Abschließend können die einschlägigen Formulierungen dieser Notverordnung mit aktuellen Gesetzen -  beispielsweise dem im Frühjahr 2020 in Hongkong in Kraft getretenen 'Sicherheitsgesetz' (s. 'Links') - verglichen werden, die mit vage formulierten Paragrafen potentiell auf jede Art von Opposition gegen die Regierung zielen. Das Thema 'Pressefreiheit' könnte könnte unter Einbeziehung des Fachs Gemeinschaftskunde auch fächerübergreifend behandelt werden.

   
 4

Im Anschluss könnte die Instrumentalisierung der Presse durch die NS-Propaganda anhand der propagandistischen Vorbereitung der 'Erledigung der Rest-Tschechei' thematisiert werden (s. 'Vertiefungen / Weiterführung').

   

 

Baustein 4: Stalingrad - der Untergang der 6. Armee in der Freiburger Zeitung
 1

Es würde sich anbieten, den Baustein 'Stalingrad' im Kontext des Themas 'Vernichtungskrieg' zu verwenden. Dieses Thema könnte etwa anhand des Befehls von Paulus' Vorgänger als  Oberbefehlshaber der 6. Armee, Walter von Reichenau (+ 17.01.1942), vom 10. Oktober 1941 behandelt werden. Dieser Befehl zum "Verhalten der Truppe im Ostraum" (s. 'Links') machte sich den Gedanken der rücksichtslosen Vernichtung des "jüdisch-bolschewistischen System[s]" zu eigen und wurde von Hitler als "ausgezeichnet" bewertet (UEBERSCHÄR / WETTE, Überfall, S. 284). Keine zwei Wochen vor diesem Befehl waren Einheiten von Reichenaus Armee an der Ermordung von annähernd 34.000 Juden bei Kiew beteiligt.
Am Beispiel der Schlacht von Stalingrad könnte auch das Leiden der Soldaten beider Seiten - und der russischen Zivilisten - thematisiert werden. Anhand der Geschichte der 6. Armee könnte ferner die vor dem Hintergrund des schwierigen Umgangs mit der NS-Vergangenheit interessante Frage thematisiert werden, inwiefern diese Armee bzw. ihre Soldaten Täter und/oder Opfer waren. Der Weg der 6. Armee nach Stalingrad war einer der Schwerpunkte der umstrittenen ersten Wehrmachtausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung (1995-1999).
Die Überleitung zum Thema des Bausteins selbst könnte über die Frage erfolgen, was die deutsche Öffentlichkeit offiziell vom Verlauf der Kämpfe erfuhr.

   
2 Die Aufgaben können in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden. 

AB 6a 

AB 6b

3 Abschließend könnten – wiederum mit Blick auf das Fach Gemeinschaftskunde – die Bedeutung einer freien und vielfältigen Presse sowie die Unterschiede zwischen den von Goebbels' Propagandaministerium kontrollierten Medien in den Jahren 1933/45 (vgl. den Baustein zum Ende der Pressefreiheit') und der heutigen Medienlandschaft thematisiert werden, die – entgegen den Vorwürfen aus dem rechten Lager ('Lügenpresse', 'Fake News') – vielfältige und multiperspektivische Informationen liefert.     

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL -Regionalstelle Freiburg -

 


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.