Die Zerstörung der Weimarer Demokratie und die Herrschaft der Nationalsozialisten im Spiegel der Freiburger Zeitung

Möglichkeiten

Vertiefungen / Erweiterungen

 

Die digitale Verfügbarkeit der Freiburger Zeitung bietet die Chance, motivierte und leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler direkt auf die Quelle zugreifen zu lassen und sie punktuell in die Rolle eines im Archiv arbeitenden Historikers zu versetzen. Voraussetzung ist der Zugang zu entsprechenden digitalen Geräten.

Der Vorteil liegt dabei einerseits in der hohen Authentizität des Materials, andererseits in der Möglichkeit, Themen zu bearbeiten, die in Form von vorab ausgewählten 'Schnipseln' schwer zu fassen sind. Dies dürfte insbesondere dort der Fall sein, wo es um die Häufigkeit von Beiträgen zu bestimmten Themen geht.

Aus Gründen der Zeitökonomie beziehen sich die folgenden Vorschläge auf die Arbeit mit Überschriften.

Die Lehrkraft kann Links und/oder QR-Codes zu den entsprechenden Ausgaben oder Monaten der Freiburger Zeitung bereitstellen. Gegebenenfalls sollte die Webseite zunächst gemeinsam besucht werden, um sicher zu stellen, dass alle SuS damit umgehen können. Mit der rechten Maustaste und der Funktion "Grafik speichern unter ..." können die einzelnen Seiten als JPG-Datei heruntergeladen werden.

Lesehilfe Fraktur

B 23 Lesehilfe Fraktur (gemeinfrei)

 

Der Personenkult um den 'Führer'

Das 'Führerprinzip' war eines der zentralen Ideologeme des Nationalsozialismus. Anhand der Häufigkeit von Worten wie  'Hitler', 'Geburtstag', '(Reichs-)Kanzler' und 'Führer' in Überschriften der Freiburger Zeitung in den drei Tagen vom 19. bis 21. April 1933 - dem ersten 'Führergeburtstag' nach der 'Machtergreifung' - können die SuS selbst entdecken, welche absurden Formen der Personenkult um Hitler annahm.

B 24 'Freiburger Zeitung', 20.04.1933 (Erstes Blatt)

Der Einstieg in dieses Thema kann über die Frage erfolgen, ob jemand den Geburtstag des aktuellen Regierungschefs bzw. der aktuellen Regierungschefin (oder anderer deutscher Spitzenpolitiker*innen) kennt, und welche Rolle dieser in der Öffentlichkeit spielt beziehungsweise spielen sollte.

Gegebenenfalls kann die Berichterstattung der Freiburger Zeitung zu Hitlers Geburtstag verglichen werden mit der zu den Geburtstagen seiner Vorgänger Franz von Papen (29. Oktober) und Hermann Brüning (16. April). Kurt von Schleicher feierte in seiner Amtszeit keinen Geburtstag.

 

Die propagandistische Vorbereitung der 'Erledigung der Rest-Tschechei'

Am 10. März 1939 berichtete die Freiburger Zeitung, es hätten sich "Konflikte" ergeben zwischen "der Prager Zentralregierung und den autonomen Landesregierungen der Slowaken" (Abendausgabe / Zweites Blatt, 'Bilder vom Tag'). Diese von Deutschland geförderten Konflikte waren für Hitler der Anlass zu der seit Ende Oktober 1938 geplanten "Erledigung der Rest-Tschechei' unter Einsatz der Wehrmacht.

Ab dem folgenden Tag brachte die Freiburger Zeitung gehäuft Artikel zum Konflikt zwischen Tschechen und Slowaken sowie zu angeblichen tschechischen Greueltaten gegen Deutsche. Diese Artikel zeichneten - offenbar systematisch - ein Bild von Chaos und Gewalt, bis die Abendausgabe des 15. März vom Einmarsch der Wehrmacht in Prag berichtete: "Lösung und Erlösung durch Großdeutschland / Der Einmarsch der deutschen Truppen vollzieht sich planmäßig und ohne Zwischenfälle". Damit waren, wie am Abend des 17. März zu lesen war, "Ruhe und Sicherheit" wieder "hergestellt". 

B 25 'Freiburger Zeitung', 13.03.1939 (Morgenausgabe) 

Die ab dem 11. März 1939 plötzlich gehäuft auftauchenden Artikel im unmittelbaren Vorfeld der seit Monaten geplanten "Erledigung der Rest-Tschechei" (so die Weisung Hitlers vom 21.10.1938) illustriert die Manipulation der Presse durch Goebbels' Propagandaministerium wie auch das skrupellose Expansionsstreben der Nationalsozialisten über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus.

Dieses Thema könnte im Anschluss an die Behandlung von Baustein 3 bearbeitet werden.

 

Antisemitismus

Im Rahmen der Rassenlehre war der Antisemitismus ein zentrales Ideologem des Nationalsozialismus. Anhand der Berichterstattung der Freiburger Zeitung zum tödlichen Attentat von Herschel Grynszpan auf den Diplomaten Ernst vom Rath lässt sich die dem Rassismus inhärente Gleichsetzung von Individuen mit der Gruppe illustrieren, der sie zugeordnet werden. Das Attentat, in das zwei Einzelpersonen involviert waren, wurde so zu einer Auseinandersetzung zwischen 'den' Deutschen und 'den' Juden.

B 26 'Freiburger Zeitung', 12.11.1938 (Morgenausgabe)

Im Kontext des Novemberpogroms lassen sich hier auch die Instrumentalisierung des Attentats und die Steuerung des Pogroms durch die Führung der NSDAP thematisieren, etwa anhand von Goebbels' verlogenem Aufruf in der Morgenausgabe des 11. November.

Im Interesse der Zeitökonomie sollte sich der Rechercheauftrag an die SuS auf die Titelseiten der Tage vom 7. bis 13. November 1938 beschränken.

In diesem Zeitraum ließe sich auch die Bedeutung des 9. November für die NS-Bewegung und die Verschränkung des Gedenkens an den gescheiterten Putsch von 1923 und die Revolution von 1918 herausarbeiten, sowie die gerade 1938 betonte Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, die auch sonst immer wieder beschworen wird und als ein Ausdruck der Militarisierung der deutschen Gesellschaft zu sehen ist. 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Freiburg -


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