Biographisches Lernen am Beispiel der Judenverfolgung in Creglingen und Bad Mergentheim in Klasse 9

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


In der ersten Doppelstunde arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit der Biographie der Jüdin Margot Lemle, die zur Zeit der Judenverfolgung in Creglingen lebte. Aus Lemles Biographie können die Schülerinnen und Schüler verschiedene antisemitisch motivierte Maßnahmen zur Ausgrenzung der Juden herausarbeiten und gleichzeitig den sich gewaltsam entladenden Antisemitismus im Pogrom vom 25. März 1933 auf seine Ursachen hin analysieren. Der Umgang mit Begriffen wie Sozialdarwinismus, Rassenlehre, Volksgemeinschaft und Antisemitismus kann in diesem Zusammenhang eingeübt werden. Daraufhin widmet sich die Schülerinnen und Schüler der Frage nach dem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger angesichts der Maßnahmen gegen die Jüdinnen und Juden. Um dieser Frage nachzugehen, bearbeiten die Schülerinnen und Schüler die Biographie des Pfarrers Hermann Umfrid, der in Niederstetten, einem Nachbarort Weikersheims, gelebt hat. Umfrids Biographie eignet sich besonders, da jener am Tag nach dem März-Pogrom eine Predigt hielt, die den Zweck hatte, seine Gemeindemitglieder in ihrem Verhalten gegenüber den Juden umzustimmen.

In der zweiten Doppelstunde soll das Thema „Flucht und Vertreibung“ am Beispiel der Taubertäler Juden zwischen 1938 und 1941 thematisiert werden. Nachdem die Reichspogromnacht, ursächlich für den Anstieg der jüdischen Flüchtlingszahlen in den Jahren 1938/1939, behandelt wurde, soll mithilfe von Biographien der Frage nachgegangen werden, warum trotz aller nationalsozialistischer Gewalt gegen die Juden die Flüchtlingszahlen zwar anstiegen, aber eine Vielzahl von Juden dennoch im nationalsozialistischen Reich blieben. Die Biographien, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler in arbeitsteiliger Gruppenarbeit auseinandersetzen schärfen außerdem die Multiperspektivität der Schülerinnen und Schüler und das Verständnis für die Standort- und Zeitgebundenheit des Denkens.


- Kompetenzzentrum für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht -


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