Die ersten NS-Verfolgungsaktionen 1933 am Beispiel des KZ Heuberg.  Welche Funktion hatten die frühen Lager?

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

 

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)

1. Doppelstunde:

Thema: Verhaftungen und Ausschaltung der (politischen) Gegner ab März 1933

Leitfragen: Wer wurde inhaftiert? Welche Gründe gab es für die Verhaftungen?

 1.1  Einstieg: Foto von Häftlingsappell im KZ Heuberg: Vorerwartungen überprüfen, Fragen sammeln

Foto von Häftlingsappell im KZ Heuberg wird projiziert:

- Beschreibt die Szene. Was fällt euch auf? (Evtl. kann als Kontrast das Foto eines Häftlingsappells aus dem KZ Dachau eingeblendet werden.)

- Vergleicht die Situation mit euerm bisherigen Wissen über Konzentrationslager.

(mögliche Aspekte: Baracken, Wachtürme, Stacheldraht; Häftlinge als anonyme Masse: gestreifte Uniformen mit Winkel, geschorene Haare; schwache, ausgemergelte Gestalten; blockweise Aufstellung)

- Sammelt Fragen zu dem Foto. (z.B. Wer waren die Männer? Warum wurden sie verhaftet? Warum tragen sie Zivilkleidung? Zu welchem Zweck wurde das Foto gemacht?) … Die Fragen werden gesammelt und bleiben während der UE sichtbar. 

 

D 1

 

D 1

 

D 1

 1.2  Input (1): kurze Lehrerinfo KZ Heuberg kurzer LV zum KZ Heuberg mit Hilfe des Infoblatts D 2 D 2
 
D 2
 
D 2
 

1.3 Übergang / Problematisierung:

Brief des Häftlings Karl Lang an seine Frau; weiterführende Fragen sammeln

Einer der ersten Häftlinge war der Ebinger Schriftsetzer Karl Lang. (Er wurde am 11. März 1933, also rund fünf Wochen nach der Machtübernahme Hitlers, verhaftet.) Von ihm sind zahlreiche Briefe aus der Haft an seine Frau erhalten.

- Lest den Brief vom 19. März 1933.

- In PA/GA: Was erfahrt ihr über die Situation Karl Langs?

- Sammelt weiterführende Fragen.

Besprechung im Plenum (je nach Gesprächsverlauf: schon jetzt übergeordnete Leitfrage festhalten: Welche Funktion hatten die frühen Konzentrationslager?)

 

 

 

 

AB 1a

 

 

 

 

AB 1a

 

 

 

 

AB 1b
 
 

 1.4  Input (2) / Erarbeitung: gesetzliche Grundlagen, erste Verhaftungswelle

Um die Verhaftung Karl Langs einordnen zu können, werden weitere Informationen benötigt:

1. zu den Ereignissen nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 im Oberamt Balingen (zu dem auch Ebingen gehörte): AB 2

2. zu den rechtlichen Grundlagen: „Reichstagsbrandverordnung“ vom 28. Februar 1933 und Verordnung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe vom 21. Februar 1933: AB 3

Erarbeitung, Besprechung und Ergebnissicherung (hier vor allem: 1. Aufhebung der Grundrechte, u.a. persönliche Freiheit, Meinungs- und Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit usw.; 2. kritische Äußerungen gegen die NS-Regierung werden unter Strafe gestellt (§4))

 

 

 

AB 2  

 

 

AB 3a

 

 

 

AB 2

 

 

AB 3b

 

 

 

AB 2

 

 

AB 3c 

 1.5  Erarbeitung 2: GA zu einzelnen Häftlingen bzw. zu Häftlingsgruppen 

Vorüberlegungen zum weiteren Vorgehen: Die Auswahl und Verwendung der Materialien erfolgt je nach Leistungsstand der Klasse, Zeitplanung bzw. mit der Möglichkeit der Binnendifferenzierung.

Es gibt folgende Materialien:

- Quelle: weitere Briefe Karl Langs (AB 4c: Original; AB 4b: Transkription)

- Darstellungstext: Häftlingsschicksal Karl Langs (AB 4a)

- Darstellungstext: weitere „typische“ politische Häftlinge (AB 5)

- Darstellungstext: Verhaftung wegen unangepassten Verhaltens (AB 6)

- Darstellungstext: „untypische“ Verhaftungen im September 1933 (AB 7)

  Das AB 7 kann auch – für eine spätere Vertiefung – aus der GA herausgenommen werden.

Aufgabe für alle Gruppen: Haltet eure Ergebnisse (zu den Fragen auf den ABs bzw. zur Leitfrage) fest. Sie dienen als Grundlage für Präsentationen und Kopiervorlagen. 

 

 

 

 

 

AB 4a

 

 

AB 5 

 

AB 6

 

AB 7

 

 

 

 

 

AB 4b

 

 

AB 5

 

AB 6

 

AB 7

 

 

 

 

 

AB 4c

 

 

AB 5

 

AB 6

 

AB 7

 1.6  HA:  je nach Stand der GA: Vorarbeit für Präsentationen      
         

2. Doppelstunde:

Thema: Darstellung der Verhaftungen und Internierung im KZ Heuberg in der Presse

Leitfragen: Welches Bild wird der Öffentlichkeit vermuittelt? Welche Wirkung soll erzielt werden?

übergeordnete Leitfrage: Welche Funktion hatten die frühen Lager?

 2.1  Präsentation und Integration: Gruppensprecher stellen die Ergebnisse vor, Orientierung an Erschließungsfragen 

Je nach Auswahl werden die Ergebnisse der GA präsentiert. Dabei Bezugnahme auf Fragensammlung aus Einstiegsphase.

Lösungshinweise:

Wer wurde verhaftet? Was waren die Verhaftungsgründe?

- politische Gründe: Funktion oder Mitgliedschaft v.a in KPD und SPD, aber auch DDP und Zentrum;

- allgemein unangepasstes Verhalten;

- „offene Rechnungen“ bzw. Konflikte aus der Zeit vor 1933

- Durchsetzung des NS-Einflusses auf der kommunalen Ebene, Ablösung der bisherigen Funktionsträger in der Verwaltung

- persönliche Interessen von NS-Akteuren; Sicherung der Stellung der SA
     
 2.2  Übergang / Problematisierung: Berichterstattung in der Presse  

Das Einstiegsfoto wird noch einmal gezeigt – diesmal im Kontext der Zeitungsseite, auf der es erschien. (D 3)

- Erklärt, warum das Foto in der Zeitung erschienen ist. Offenbar wurde das KZ nicht geheim gehalten und sogar darüber in der Presse berichtet. Wieso?

- Bisher stand die Perspektive der Häftlinge im Fokus: Wer wurde verhaftet? Aus welchen Gründen? Wie verlief die Haft? usw.

- Perspektivwechsel: Was wusste die Öffentlichkeit? Wie wurde das Thema in der Presse dargestellt?

Leitfragen: Welches Bild wird der Öffentlichkeit vermittelt? Welche Wirkung soll erzielt werden?

 

D 3

 

D 3

 

D 3

 2.3. Erarbeitung: Auswertung von Presseberichten

Je nach Leistungsstand der Klasse / Binnendifferenzierung:

AB 8a: überregionale Presse (Transkription)

AB 8b: überregionale Presse (Original);

AB 8c: Lokalpresse – arbeitsteilig auswerten lassen oder Auswahl durch L.;

Zur Lehrerinfo über die Presseberichterstattung dient D 4.

 

AB 8a

 

 

D 4

 

AB 8b

 

 

D 4

 

AB 8c 

 

 

D 4

 2.4.  (Präsentation), Besprechung: Besprechung der Ergebnisse aus GA oder EA/PA

Die Besprechung kann zunächst in Gruppen stattfinden (Gruppenpuzzle), danach im Plenum.

Lösungshinweise:

- regelmäßige Berichte über neue Verhaftungen und Überführungen ins KZ;

- häufig Angabe von Namen, Beruf/Funktion, Parteizugehörigkeit;

- Entwicklung der Häftlingszahlen;

- Organisation des Lagers und Behandlung der Häftlinge: Betonung von guter Verpflegung und Unterbringung, fairer Behandlung usw.

- angeblich erzieherischer Nutzen von körperlicher Arbeit im Wegebau u.ä.;

- sprachliche Auffälligkeiten: abwertende Begriffe wie „Elemente“, „lichtscheue Gestalten“ etc.
     
 2.5.  Resümee: Leitfrage diskutieren  

Leitfrage: Funktion der frühen Lager: 

(evtl. als Impuls: Die frühen KZ werden auch als „Lager der Rache“ bezeichnet.)

- Ausschaltung der politischen Opposition; Machtsicherung der NSDAP;

- Einschüchterung der (inhaftierten) politischen Gegner und der kritischen Teile der Bevölkerung – daher auch regelmäßige Berichterstattung in der Presse, viele Entlassungen, da auch kurze Haftdauer für Abschreckungszwecke ausreichte (Gewalt, Demütigungen, Selbstverpflichtungserklärung bei Entlassung usw.);

- Signal an die eigenen Anhänger: neue Zeit, hartes Durchgreifen gegen Feinde der neuen Ordnung; SA-Rachegelüste: Abrechnung mit alten Gegnern
     
 2.6.  Vertiefung: Überprüfung der Ergebnisse anhand eines Presseartikels

Zur Vertiefung oder als anschließende HA kann ein Artikel vom Januar 1934 aus der Lokalzeitung „Der Wille“ ausgewertet und auf die erarbeiteten Ergebnisse bezogen werden. Der Artikel kann jedoch auch in Erarbeitungsphase 2.3 eingesetzt werden.

Lohnenswert ist auch eine sprachliche Analyse des Textes, v.a. der letzten Abschnitte (Krankheitsmetaphern).

AB 9a

AB 9b

AB 9b

         

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

 


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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