"Homosexuelle sind Staatsfeinde" - Denunziation und Verfolgung in Südbaden 1933-1945

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

 

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde
Einstieg Im Einstieg werden die Schülerinnen und Schüler mit vier Aussagen konfrontiert, rekapitulieren deren Inhalt und stellen Hypothesen zum historischen Kontext und zur hierin als „Staatsgefahr“, „Staatsfeind“ und „Staatsverbrecher“ diffamierten Gruppe an. Nach der Sicherung der Hypothesen werden der historische Kontext und die bezeichnete Gruppe (Homosexuelle) präsentiert und eine mögliche Leitfrage der Stunde formuliert: Homosexuelle während des Nationalsozialismus – "Staatsfeinde“? (Tafelanschrieb). Optional erfolgt hier bereits ein Vergleich mit Art 3 GG (Grundgesetz). AB 1 AB 1 AB 1
Erarbeitung 1

NS-Ideologie und Homosexuellenverfolgung

Nach der Hinführung sollen die Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit grundlegende Informationen zum Zusammenhang zwischen NS-Ideologie und Homosexuellenverfolgung sowie zentrale Maßnahmen nationalsozialisitischer Antihomosexuellenpolitik erarbeiten. Das E-Niveau bezieht die Geschichte des § 175 StGB nach 1945 mit ein (Differenzierung).
AB 2a AB 2a AB 2b
Erarbeitung 2 175 und § 175 StGB (Strafgesetzbuch)

In einem ersten Arbeitsauftrag benennen die Schülerinnen und Schüler sowohl die strafbaren Handlungen gemäß des von den Nationalsozialisten verschärften § 175 StGB sowie des § 175a StGB und vergleichen im Anschluss den § 175 StGB in seinen Fassungen vor und nach 1935. Inhaltlich liegt der Fokus darauf, dass die Nationalsozialisten homosexuelle Handlungen sowie Homosexuelle weiter kriminalisierten sowie die strafrechtlichen Bestimmungen verschärften.

AB 3 AB 3 AB 3
Erarbeitung 3

Homosexuelle Männer in den Konzentrationslagern

Auf Grundlage eines Historikertextes erstellen die Schülerinnen und Schüler eine Mind-Map zur Arbeits- und Lebensweise von homosexuellen Menschen in den Konzentrationslagern. Inhaltlich steht hier die Intensivierung der Verfolgungspraxis ab 1936 im Zentrum. Für das M- und E-Niveau schließt sich eine Wahlaufgabe mit einer Internetrecherche zu weiblichen Homosexuellen im NS an (Differenzierung).
AB 4a AB 4b AB 4b
Auswertung

Reflexion/Transfer

Auf Grundlage der Arbeitsergebnisse der ersten Doppelstunde beantworten die Schülerinnen und Schüler die Leitfrage und vergleichen die im Einstieg gezeigten Aussagen mit Art 3 GG. Der Vergleich zielt auf die Unterschiede zwischen dem Umgang mit Minderheiten und der Akzeptanz von (sexueller) Vielfalt in einer liberalen Gesellschaft/Demokratie im Gegensatz zu einer Diktatur.
     
2. Doppelstunde
Einstieg Die Schülerinnen und Schüler beschreiben in einem ersten Schritt die Statistik und äußern anschließend unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der ersten Doppelstunde Vermutungen zum Anstieg der Verurteilungen wegen des § 175 StGB am Landgericht Freiburg. Ein Ziel des Einstiegs liegt darin, die Schülerinnen für die Namen und Einzelschicksale hinter den Nummern (Verurteilungszahlen) zu sensibilisieren und sie im Sinne eines forschend-entdeckenden Ansatzes für die Rekonstruktion deren Lebenswege zu motivieren. AB 5 AB 5 AB 5
Erarbeitung 1

„Schwierige Quellenlage“ – Biografische Spurensuche
In der ersten Erarbeitungsphase erläutern die Schülerinnen und Schüler die Schwierigkeiten, die mit der Quellenlage zur Erforschung der Geschichte von Homosexuellen aus Südbaden zwischen 1933 und 1945 verbunden sind und problematisieren anschließend die Arbeitsweise von Historikerinnen und Historikern an diesem Beispiel der Regionalgeschichte.

AB 6 AB 6 AB 6
Erarbeitung 2

Männliche Opfer des § 175 StGB in Südbaden

In der zweiten Erarbeitungsphase wird der Fokus auf die arbeitsteilige Rekonstruktion (arbeitsteilige Gruppenarbeit) und des sich anschließenden Vergleichs ausgewählter Biografien männlicher Opfer des § 175 StGB aus Südbaden gelegt. Die Auswahl unterstreicht die große Heterogenität der Opfergruppe (z.B. Künstler, Adlige, Geistliche…). Das E-Niveau vertieft am Beispiel der Urteilsverkündung (Todesurteil) gegen Ernst W. die Argumentationsweise und die Sprache nationalsozialistischer Rechtsauslegung (Differenzierung). Die Analyse dieses Fallbeispiels kann auch als häusliche Vertiefung (Hausaufgabe) im Anschluss an die 2. Doppelstunde erfolgen.

AB 7

AB 8a

AB 7

AB 8a

AB 7

AB 8a

AB 8b

Erarbeitung 3

Denkmalentwurf

Die Schülerinnen und Schüler gestalten in der dritten Erarbeitungsphase eine Gedenkstätte oder ein Denkmal, das an die Verfolgung homosexueller Männer aus Südbaden während der NS-Zeit erinnert und vergleichen abschließend ihren eigenen Entwurf mit dem 2008 in Berlin eingeweihten Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
AB 9 AB 9 AB 9

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -

 


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